28. September 2017
Lokalisierung von Fotos

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Ein Bild oder Symbol steht für sich und bedarf keiner erklärenden Worte. Wenn Sie Ihre Projekte in eine Fremdsprache übersetzen lassen, können Sie also einfach die Bilder beibehalten – oder doch nicht?

Gleich vorweg: Auch Bilder sollten für Ihre fremdsprachigen Projekte lokalisiert werden. Warum das so wichtig ist, erfahren Sie im Folgenden.

Bilder als Erklärung oder Veranschaulichung

Wenn Bilder als Erklärung oder Veranschaulichung dienen, ist es sinnvoll, sie an die jeweilige Zielsprache anzupassen.

Screenshots dienen in Anleitungen für Computerprogramme zum Beispiel dazu, dem Nutzer die unterschiedlichen Funktionen des Programmes zu verdeutlichen. Die Anleitung und auch die Screenshots müssen der Sprache entsprechen, in der der Nutzer das Programm verwendet.

Ein Nutzer in Deutschland, der auf seinem PC die deutsche Version einer Software verwendet, kann mit einer Anleitung, in der zwar der Text auf Deutsch, die Screenshots jedoch beispielsweise vom japanischen Programm sind, nicht viel anfangen.

Hier werden also ganz neue Screenshots in der entsprechenden Zielsprache benötigt.

Auch bei Produktverpackungen verhält es sich ähnlich. Was wird in der Zielkultur üblicherweise auf solchen Verpackungen abgebildet? Wird der Packungsinhalt abgebildet, die Zielgruppe oder doch etwas Anderes, das die Eigenschaften des Produktes verdeutlichen soll?

Auch wenn Sie natürlich darauf achten sollten, was Ihr Bild zeigt, so ist hier ein „falsches“ Bild in den meisten Fällen kein Weltuntergang – es gibt schließlich auch noch den Produkttext, der mögliche Verwirrungen auflösen kann.

Bilder ohne erklärende Funktion

Auch wenn es auf Ihrer Website nur Bilder gibt, die keine erklärende Funktion haben, sondern beispielsweise einfach dazu dienen, Ihre Seite aufzulockern, sollten Sie einiges beachten.

So können einige Motive in bestimmten Kulturen unüblich und unangebracht sein – im schlimmsten Fall sogar verboten.

Gerade bei der Abbildung von Gesten sollten Sie aufpassen, da diese in verschiedenen Kulturen eine gegensätzliche Bedeutung haben können. In den USA oder Rumänien tippt sich Ihr Gesprächspartner an die Stirn, um zu zeigen, dass er Ihre gerade genannte Idee super findet – in Deutschland zeigt er Ihnen einen Vogel und macht damit klar, dass er Sie für verrückt hält.

Außerdem hat ein Bild nicht auf jeden Betrachter dieselbe Wirkung – welche Wirkung ein Bild tatsächlich hat, kann zum Teil auch von der Kultur des Betrachters abhängen.

Warum die Kultur bei der Bildwirkung eine Rolle spielt? Ein Stichwort: Leserichtung.

Unterschiedliche Bildwirkung aufgrund der Schreibrichtung

In vielen europäischen Sprachen wird in Zeilen von links oben nach rechts unten geschrieben. Einige andere Schriftsysteme werden jedoch in andere Richtungen geschrieben.

Im Arabischen wird eine Zeile von rechts nach links geschrieben. Die nächste Zeile beginnt rechts unter der ersten Zeile. Die Zeilen werden also von oben nach unten angeordnet.

Im Japanischen und Chinesischen wird hingegen in Spalten geschrieben – von rechts oben nach links unten.

Texte werden in derselben Richtung gelesen, wie sie auch geschrieben werden. Und das Spannende:

Auch Bilder „lesen“ wir gewissermaßen – denn beim Betrachten von Bildern folgen wir im Allgemeinen der für unser Schriftsystem üblichen Schreib- und Leserichtung.

Die Leserichtung ist also unter anderem bei der Abbildung von mehreren Bildern von Bedeutung, die in einer bestimmten Reihenfolge zu betrachten sind. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Denn durch die unterschiedliche Leserichtung kann sich die ganze Bedeutung wandeln.

Und die Leserichtung hat auch noch weiteren Einfluss: Bei einem Betrachter mit rechtsläufiger Schreibrichtung gleitet der Blick beim Betrachten eines Bildes automatisch von links nach rechts und bleibt eher an Personen oder Gegenständen in der rechten Bildhälfte hängen, insbesondere, wenn diese dem Betrachter zugewandt sind.

Wenn eine Person in der linken Bildhälfte mit dem Rücken zum Betrachter steht, verstärkt sich dieser Effekt und das Auge folgt dem Blick der Person im Bild nach rechts hin. Das bewirkt, dass das Auge über Dinge, die links im Bild sind, eher hinweggleitet.

So kann sich abhängig von der üblichen Schreib- und Leserichtung des Betrachters eine bestimmte Bildwirkung ergeben.

Probieren Sie es selbst einmal aus: Suchen Sie sich ein Portrait heraus, das eine Person nicht ganz frontal zeigt, sondern zum Beispiel im Halbprofil. Lassen Sie es auf sich wirken. Und danach sehen Sie sich dasselbe Bild mal horizontal gespiegelt an. Das Ergebnis wird Sie überraschen.

Es gibt also gute Gründe für die Lokalisierung Ihrer Bilder

Was für eine Wirkung ein Bild auf Angehörige einer fremden Kultur hat, kann Ihnen meist nur jemand sagen, der in dieser Kultur aufgewachsen ist. Das ist unter anderem einer der Gründe, warum die meisten Übersetzungs- und Lokalisierungsbüros auf Muttersprachler vertrauen – und Sie das auch tun sollten.


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