18. November 2019

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Krefeld, mit seiner reichen textilen Vergangenheit, war eng mit der von Walter Gropius gegründeten Bauhausschule für Kunst-Design verbunden.

Anlässlich 100 Jahre Bauhaus wurde in diesem Jahr eine Sonderausstellung in Krefeld organisiert und sogar eine Sonderkonstruktion gebaut: der Krefeld Pavillon. Der von Künstler Thomas Schütte entworfene Pavillon besticht durch seine Holzoptik, sein achteckiges Design und sein Kupferkuppeldach. Bis zum 27. Oktober 2019 war hier die Ausstellung „Bauhaus und Seidenindustrie“ zu sehen. Marian Verstraaten, Team Lead für niederländische Übersetzungen bei intercontact translations hat die Ausstellung besucht.

10 Fakten über Krefeld und die Textilindustrie. Wussten Sie, dass …

  • … Krefeld im 17. Jahrhundert ein neutraler, friedlicher Ort inmitten von Religionskriegen war? Viele Protestanten, die Weber und Händler waren, flohen nach Krefeld. In vielen Haushalten gab es einen Webstuhl. Die Seidenproduktion erfolgte in einem gut organisierten System. Sogenannte „Verleger“ versorgten die Seidenweber mit den notwendigen Rohstoffen, damit sie zu Hause weben konnten. Die Weber brachten die produzierten Stoffe zum „Verleger“ zurück, der sie dann verkaufte. Im 18. Jahrhundert sogar bis nach Amerika. Eigentlich waren die „Verleger“ Flüchtlinge, die ihr eigenes Wissen und Kapital mitgebracht hatten.
  • … die florierende Textilindustrie dringend gut ausgebildetes Personal brauchte? Die Höhere Gewerbeschule in Krefeld wurde 1855 gegründet. Daraus entstand die Webeschule, sodass die Stadt über Fachkräfte verfügte. In Krefeld siedelten sich auch Menschen aus der Region an, weil sie in Krefeld arbeiten wollten. Dadurch wuchs die Stadt. Es wurden auch Fabriken gebaut. Die Weber, die zunächst zu Hause webten, wurden nun zu Fabrikarbeitern.
  • … in Krefeld zuerst nur Seide produziert wurde, aber später auch Samt? Daraus leitet sich der Name „Stadt wie Samt und Seide“ ab.
  • … ein Modetrend vor dem 19. Jahrhundert etwa 5 bis 10 Jahre andauerte? Mit dem Bevölkerungswachstum änderten sich auch das Konsumverhalten und die Mode. Seide war kein Luxusartikel mehr, sondern wurde zum Massenprodukt. Anfangs wurden Stoffmuster aus Frankreich kopiert, die heute noch im Archiv des Textilmuseums in Krefeld zu sehen sind.
  • … im Ersten Weltkrieg 30.000 Menschen in der Krefelder Textilindustrie beschäftigt waren? Vor dem Ersten Weltkrieg war Krefeld eine blühende Stadt mit einem Handelszentrum. Nach dem Ersten Weltkrieg musste sich die Stadt zunächst neu orientieren.
  • … die VerSeidAG (Vereinigte Seidenweberei Aktiengesellschaft) 1920 von verschiedenen Unternehmen gegründet wurde? Die VerSeidAG war ein großes Unternehmen mit zahlreichen Werken in der Region Niederrhein und Thüringen, Geschäftsführer waren Hermann Lange und Josef Esters. Im Auftrag der VerSeidAG präsentierten der Architekt Mies van der Rohe und seine Partnerin Lilly Reich auf eine einzigartige Art und Weise Seide und Samt auf der Berliner Messe – durch das Café Samt und Seide. Der Bau der VerSeidAG wird derzeit in Krefeld wiederbelebt.
  • … ab 1920 Stoffmuster gedruckt und nicht mehr in den Stoff eingewebt wurden? Dieser Prozess war einfacher und weniger intensiv. Auch die Farbpalette und die Farbtechnologie wurde ständig verbessert. Kunstseide konnte nun so gefärbt werden, dass Glanz und Brillanz genauso gut waren wie bei echter Seide!
  • … Krefeld im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde, aber dass es der Stadt gelungen ist, die Webstühle wieder in Gang zu bringen? Der Markt für schöne Stoffe und elegante Accessoires war einfach da und man wollte die gute alte Zeit wiederbeleben. Die alte Webeschule wurde durch die neue Textilingenieurschule ersetzt. Krefeld war jetzt nicht nur eine Industrie- sondern auch eine Modestadt. In den fünfziger Jahren schrumpfte die Textilindustrie und die siebziger Jahre waren der eigentliche Wendepunkt. Kleine Unternehmen schlossen ihre Pforten. Dies wurde am Anfang von niemandem bemerkt, aber allmählich gingen viele Arbeitsplätze verloren. Krefeld befand sich in einer strukturellen Krise. Die Arbeitslosenquoten waren hoch und es gab immer weniger Steuereinnahmen.
  • … es in Krefeld heute nur noch ein Unternehmen gibt, das in der Textilproduktion tätig ist? Der Schwerpunkt liegt vor allem auf Krawatten, Herrenwesten und eleganter Bekleidung.
  • … die Geschichte der Textilproduktion in der Stadt Krefeld immer noch deutlich sichtbar ist? Man braucht sich dafür nur die Architektur von Häusern und Fabriken anzusehen. In Krefeld können wir auch heute noch die typischen Häuser bewundern, in denen die Seidenweber lebten und webten.

Die ältere Generation in und um Krefeld hat die Blütezeit der Textilindustrie noch erlebt. Im Pavillon wurden Aufnahmen mit Günther Oehms gezeigt, der damals in Krefeld das Handwerk des Handwebens erlernte und sofort eine Arbeit in der Seidenstadt fand. Im Haus der Seidenkultur zeigt Herr Oehms an bestimmten Tagen interessierten Menschen sein Handwerk.

intercontact Modeübersetzer profitieren von der Textilgeschichte in NRW

Die reiche Textilvergangenheit von Krefeld und NRW versorgt die Fachübersetzer für Textil bei intercontact mit theoretischen Kenntnissen in manuellen und industriellen Techniken wie Weben, Stricken, Zwirnen und Tuften. Durch den Einblick in die textilen Produktionstechniken von damals kann ein Übersetzer für Mode und Textil moderne Prozesse der Textilproduktion besser verstehen und ins Ausland vermitteln.

In einem unserer nächsten Beiträge besucht Marian Verstraaten das Haus der Seidenkultur in Krefeld.